Brandenburgischer Ausbildungskonsens (Fortschreibung 2023 – 2025)

Präambel

Das Ziel aller Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses, die duale betriebliche Berufsausbildung im Land Brandenburg zu stärken, ist aktueller denn je. Die duale Ausbildung vermittelt Jugendlichen hochwertige berufliche Qualifikationen, schafft verlässliche Grundlagen für zukunftssichere Teilhabe am Arbeitsleben und eröffnet vielfältige berufliche Aufstiegs- und persönliche Entwicklungschancen. Sie ist auch ein sicheres Fundament für eine Arbeitswelt im digitalen Wandel und kann in vielfältiger Weise zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, wie z. B. des Klimawandels, beitragen.

Berufliche Ausbildung sichert den Unternehmen den Fachkräftenachwuchs, der zielgerichtet für das Anforderungsniveau der künftigen Tätigkeiten qualifiziert ist. Darüber hinaus trägt die berufliche Ausbildung dazu bei, aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt zu meistern und gestaltet diese mit. Sie trägt somit auch zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes bei.

Dabei haben die Partner des Ausbildungskonsenses alle dualen Ausbildungsrichtungen im Blick, die auf Grundlage staatlich anerkannter Abschlüsse sicher in die Beruflichkeit führen. Dies betrifft auch die Ausbildungen in den Gesundheits- und Pflegeberufen, die angesichts ihrer Bedeutung für die Daseinsvorsorge besondere Berücksichtigung finden.

Neben den Ausbildungsbetrieben und überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen prägen die beruflichen Schulen sowie die Schulen für Gesundheitsberufe ganz wesentlich die Qualität der dualen Ausbildung und unterstützen die Unternehmen dabei, den künftigen Fachkräftenachwuchs zu sichern.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses sehen angesichts demografischer Rahmenbedingungen, des veränderten Bildungsverhaltens und veränderter Lebensplanungen junger Menschen die Notwendigkeit, ausdrücklich in der Öffentlichkeit für das attraktive und moderne duale Ausbildungssystem zu werben. Mit der Ausbildungsoffensive „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“ wird das Land zusammen mit den Partnern des Ausbildungskonsenses weiterhin die Ausbildungsund Karrierechancen in Brandenburg für alle sichtbar machen.

Aktuelle Herausforderungen

In Anbetracht von sich überlagernden Krisen und komplexen Transformationen, vor denen die Wirtschaft im Zusammenhang mit dem digitalen, demografischen und ökologischen Wandel steht, bietet das duale Ausbildungssystem sowohl Verlässlichkeit als auch Anpassungsfähigkeit, um zukünftige Fachkräfte auf sich verändernde Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Unterschiede in den Ausgangslagen der Auszubildenden infolge der Corona-Pandemie zugenommen haben und sowohl möglichen Lernrückständen wie auch psychosozialen Problemlagen mit gezielten Unterstützungsangeboten begegnet werden muss. Neben dem hohen Integrations- und lnklusionspotenz:ial der dualen Berufsausbildung besteht eine historische Chance, die junge Generation unter anderem für Berufe mit Relevanz für Energiewende und Klimaschutz zu begeistern. Diese Chance gilt es, in der Kommunikation gegenüber Jugendlichen und Eltern zu nutzen und dabei auch gezielt bei jungen Frauen für MINT-Berufe zu werben, um geschlechtertypischem Berufswahlverhalten entgegenzuwirken und die Besetzung freier Ausbildungsstellen zu verbessern.

Die Zahl der neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträge nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) hat sich nach Jahren des Rückgangs in den letzten 10 Jahren deutlich stabilisiert. Das verabredete Ziel, jährlich 10.000 Ausbildungsverträge neu abzuschließen, konnte bislang allerdings – auch bedingt durch die Pandemie – noch nicht erreicht werden. Trotz der Einschränkungen der letzten Jahre konnten erfreulicherweise 2022 wieder 9.801 Ausbildungsverträge neu geschlossen werden sowie weitere 2.201 Ausbildungsverträge im Bereich der Gesundheitsfachberufe.

Die Zahl der ausbildenden Betriebe steigt ebenfalls kontinuierlich und liegt mittlerweile bei über 9.700. Ebenso weist die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen 2022 ein Rekordhoch von 14.461 Plätzen aus, das sind fast 5 Prozent mehr als im Vorpandemie-Jahr 2019. Demgegenüber sinkt die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Bewerber/-innen um einen Ausbildungsplatz stetig auf nur noch 12.525 im Jahr 2022. Dies sind ebenfalls im Vergleich zu 2019 ca. 12 Prozent weniger.

Diese Entwicklung scheint sich zu verfestigen und hat deutliche Auswirkungen auf die Besetzung der Plätze: Während die Anzahl der unversorgt gebliebenen Bewerber/innen im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent auf 1.179 sank, blieben 2.453 Berufsausbildungsstellen unbesetzt, etwa 17 Prozent mehr als im Jahr 2021.

Setzt man die Zahl der geschlossenen betrieblichen Verträge mit den der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten betrieblichen Berufsausbildungsstellen ins Verhältnis, konnten 4.660 Stellen und damit 32 Prozent der Berufsausbildungsstellen nicht besetzt werden. Gleichzeitig bietet diese Situation auch Chancen für Menschen mit schwierigen Startbedingungen.

Ziele

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses halten auch in den kommenden Jahren an folgenden Zielen fest:

  • alle angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze zu besetzen,
  • jede/r Ausbildungsbewerber/-in mindestens ein Ausbildungsangebot zu unterbreiten und
  • die berufliche Handlungsfähigkeit (erfolgreicher Prüfungsabschluss und anschließend erfolgreicher Einstieg in die Beschäftigung) aller Auszubildenden sicherzustellen und weiterzuentwickeln.

Darüber hinaus

  • müssen die technischen Voraussetzungen an den jeweiligen Lern- und Arbeitsorten in der Ausbildung angepasst werden,
  • begründet die fortschreitende Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft eine Aktualisierung der beruflichen Ausbildung bezogen auf Lerninhalte, Lernmethoden und Erwerb von Schlüsselqualifikationen,
  • muss die duale Ausbildung auch auf weitere Umbrüche der Arbeitswelt reagieren können sowie die Transformationsprozesse aktiv mitgestalten und
  • muss die Attraktivität und Qualität der Ausbildung stetig gesteigert werden.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses halten ferner daran fest, den Zielwert von jährlich 10.000 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen im Bereich BBiG/HwO zu erreichen.

Ein erfolgreicher Übergang junger Menschen von der Schule in die berufliche Bildung ist das Ziel aller Partner. Jugendberufsagenturen und vergleichbare regionale Kooperationsbündnisse mit zugelassenen kommunalen Trägern bieten eine bewährte Kooperationsstruktur am Übergang von der Schule in den Beruf. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses unterstützen die Arbeit mit den Zielgruppen vor Ort und verbreiten Beispiele guter Praxis. In der Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung haben die Partner im Land ein gemeinsames Vorgehen bei der Orientierung und Beratung auch am Übergang vereinbart.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses sind davon überzeugt, dass Jede und Jeder das Potenzial mitbringt, zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses beizutragen. Jugendliche mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und Interessen sollen ihre berufliche Zukunft in Brandenburg finden. Dazu zählen Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund ebenso wie Menschen mit Brüchen in der Biografie, wie beispielsweise Studienabbrechende, die erst auf Umwegen den Weg in die Ausbildung finden. Diesen unterschiedlichen Lebensrealitäten ist künftig stärker Rechnung zu tragen, indem Betriebe für die Potenziale aufgeschlossen und bei der Gewinnung von Auszubildenden bis zum Abschluss der Ausbildung und möglichst bis zur Übernahme in den Betrieb bedarfsbezogen begleitet werden.

Für die jeweiligen Zielgruppen ist Folgendes zu beachten:

Inklusion beinhaltet u. a. die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben. Um allen Menschen eine Teilhabe zu ermöglichen, braucht es zielgruppenspezifische Angebote, beginnend bei der Berufsorientierung. Bereits in der Schule und insbesondere beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine Ausbildung benötigt ein junger Mensch bedarfsgerechte Orientierung und Unterstützung. Ausbildungsbetrieb und Schule sind gefordert, gemeinsam geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die notwendigen sächlichen und personellen Voraussetzungen für eine inklusive Ausbildung zu erreichen. So wird dem Fachkräftenachwuchs und den Zielen des Ausbildungsbetriebs optimal Rechnung getragen.

Alle Menschen sollen die gleichen Bildungschancen haben. Vor diesem Hintergrund wird insbesondere für schwerbehinderte Schüler/-innen ein spezielles Unterstützungsangebot für den Übergang Schule – Beruf vorgehalten. Jungen Menschen mit Behinderungen und deren Ausbildungsbetriebe sollen auf dem Weg zu einem betrieblichen Ausbildungsabschluss entsprechend ihres individuellen Bedarfs unterstützt und begleitet werden. Alle dabei notwendigen Akteure (Agenturen für Arbeit, Integrationsamt, Integrationsfachdienste, Kammern) unterstützen die jungen Menschen mit Behinderungen und deren Ausbildungsbetriebe beim Erreichen dieses Ziels. Das verlangt ein möglichst frühzeitiges Erkennen der Unterstützungsbedarfe der Auszubildenden in Betrieb und Schule während der Ausbildung und möglichst berieits im Vorfeld. Die individuelle Förderung ist im Wege der Lernortkooperation abzustimmen. Ausbildungsbetrieb und Schule sind gefordert, gemeinsam geeignete Maßnahmen zu ergreifen. So wird dem Fachkräftenachwuchs und den Zielen des Ausbildungsbetriebs optimal Rechnung getragen. Zusammen ist zu identifizieren, ob und welche Nachteilsausgleiche für die Ausbildungszeit und in den Prüfungen notwendig sind.

Ebenfalls sollen für die Berufsschulen die notwendigen materiellen und personellen Voraussetzungen für eine inklusive schulische Berufsausbildung gewährleistet sein. Für die Unterstützung der Arbeitgeber/-innen stehen die Einheitlichen Ansprechstellen gemäß §185a SGB IX zur Verfügung.

Auch Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund sind ein wichtiges Potenzial für die Fachkräftenachwuchssicherung in Brandenburg. Eine abgeschlossene Berufsausbildung kann dabei ein wichtiger Baustein für den lntegrationsprozess sein. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses begrüßen daher die Fortsetzung der entwickelten Angebote und Zugänge. So berät die KAUSA-Landesstelle Brandenburg Jugendliche und Eltern mit Flucht- oder Migrationshintergrund zum deutschen Ausbildungssystem und unterstützt die Einmündung in eine Ausbildung in Brandenburg. Dabei erhalten auch Betriebe Beratung und Unterstützung, die Jugendliche mit Flucht- oder Migrationshintergrund ausbilden wollen. Weitere Angebote zur Integration in Beschäftigung hält die Betriebliche Begleitagentur bea-Brandenburg bereit. Darüber hinaus nehmen die Partner des Ausbildungskonsenses auch gezielte Zuwanderung aus Drittstaaten zum Zwecke der Ausbildung in den Blick und tauschen sich dazu regelmäßig aus.

Arbeitsschwerpunkte

Zur Zielerreichung setzen sich die Partner folgende Arbeitsschwerpunkte:

  • Perspektiven von Jugendlichen und Eltern berücksichtigen

Bei der Werbung für Ausbildungsplatzangebote soll die Perspektive der Jugendlichen und der Eltern nachhaltig berücksichtigt werden. Dabei können Fragen helfen wie: Was führt dazu, dass Jugendliche sich für oder gegen eine Ausbildung in Brandenburg entscheiden? Was motiviert sie, in Brandenburg zu bleiben oder beispielsweise aus Berlin nach Brandenburg zu kommen? Wie können junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen bestmöglich unterstützt werden? Wie können auch leistungsstarke Jugendliche für eine Ausbildung in Brandenburg begeistert werden?

Die Gründe für eine Ausbildungsaufnahme sollen bei den ,Jugendlichen erfragt werden, beispielsweise im Rahmen des Ausbildungsreports der DGB-Jugend. Auch sollen künftig stärker die Anliegen der Interessenvertretungen der Auszubildenden, hier der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) an die Partner des Ausbildungskonsenses transportiert werden. Die Perspektive der Eltern soll über die Elternarbeit des Vereins Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg e.V. auf der Webseite www.elternpower-brandenburg.de sowie durch die KAUSA-Landesstelle Brandenburg eingebracht werden. Auch werden in Zukunft Vertreter/innen des Landeselternrates (LER) und des Landesschülerrates (LSR) regelmäßig als Gast in den Landesausschuss für Berufsbildung (LAB) Brandenburg eingeladen.

Die Maßnahmen des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses wie auch die Angebote der Wirtschaft können somit besser an den Bedarfen der Zielgruppe ausgerichtet bzw. zielgruppengerechter vermittelt werden. Eine direkte Ansprache von Jugendlichen zu Jugendlichen (Peer-Ansatz) wird u. a. über die Ausbildungsbotschafter/-innen der Wirtschaftskammern geleistet und weiter ausgebaut.

  • Berufliche Orientierung stärken

Die Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung wird unter Beteiligung aller Partner konsequent umgesetzt. Portfolioinstrumente (bspw. der Berufswahlpass), Potenzialanalyse, Schülerbetriebspraktikum, Praxislernen in Betrieben und Werkstätten sowie die Zusammenarbeit zwischen allgemeinbildenden Schulen, berufsbildenden Schulen und den Berufsberaterinnen und -beratern der Agenturen für Arbeit sind wichtige Maßnahmen und Erfolgsfaktoren für eine systematische berufliche Orientierung der Schüler/- innen.

Praxisnahe Berufsorientierungsangebote, wie Schülerbetriebspraktika oder das Praxislernen, stellen besonders geeignete Gelegenheiten für junge Menschen dar, die Arbeitswelt, Branchen und Berufe kennenzulernen und Einblick in einen möglichen künftigen Ausbildungsbetrieb zu erhalten. Kooperationen von Schule und Wirtschaft können dazu beitragen, die Zahl der Praktikumsplätze in den Betrieben zu erhöhen und die Qualität der betrieblichen Praktika zu sichern. Praktikant/-innen sollen fachlich und pädagogisch begleitet werden. Die Partner setzen sich dafür ein, dass entsprechende Angebote bekannt gemacht und nachgefragt werden.

Der Zukunftstag für Mädchen und Jungen (ZKT) bietet in Form eines eintägigen Praktikums die Möglichkeit, die (dualen) Ausbildungsmöglichkeiten im Land kennenzulernen. Vorzugsweise sollen Mädchen sowie Jungen diesen Tag dazu nutzen, geschlechteruntypische Berufe kennenzulernen. Damit dient der ZKT auch der Fachkräftesicherung und hat – aufgrund jährlicher Wiederholung – inzwischen eine breite Akzeptanz bei Unternehmen sowie Schüler/-innen. Die Partner setzen sich dafür ein, dass sich möglichst viele Betriebe am Zukunftstag beteiligen und Einblick in das Arbeitsleben gewähren.

Bewährte Begleitung und Unterstützung in der beruflichen Orientierung bieten der Verein Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg e.V. und die regionalen Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT. Die Partner werden ihre Arbeit in diesem Handlungsfeld intensivieren, um die Entscheidung junger Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium mit ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten in Einklang zu bringen. Die Partner halten insbesondere an dem Ziel fest, mehr junge Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen.

Die Partner wollen mit Unterstützung der schulischen Akteur/-innen insbesondere in der gymnasialen Oberstufe Schüler/-innen und deren Eltern für die Möglichkeiten und anschließenden Berufsperspektiven einer dualen Berufsausbildung oder eines ausbildungsintegrierten dualen Studiums aufschließen. Eine starke systematische, individuelle und praxisnahe berufliche Orientierung an allen Schulformen, die im Land Brandenburg durch die Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung und die jeweils geltenden Verwaltungsvorschriften durch konkrete Standards untersetzt ist, soll dazu beitragen, Verzögerungen in der Berufswahl, instabilen schulischen Verläufen und späteren Abbrüchen vorzubeugen.

  • Übergang von der Schule in den Beruf systematisch begleiten

Am Übergang von der Schule in den Beruf bedarf es wirksamer Instrumente, die an die jeweilige Phase des Übergangs angepasst und niedrigschwellig zugänglich sind. Jede und Jeder soll auf diesem Weg die notwendige Unterstützung erhalten.

Die Partner stellen dafür Unterstützungsangebote vor, während und nach der Ausbildung bereit, die die Passung zwischen Betrieb und Jugendlichen sichern und dabei helfen, erfolgreich in die Ausbildung zu starten und sie erfolgreich zu Ende zu führen. Dazu zählen u. a. die Einstiegsqualifizierung (EQ), die Assistierte Ausbildung (AsA flex) der Bundesagentur für Arbeit, das Landesprogramm „Assistierte Ausbildung Brandenburg“ (AsA Brandenburg) sowie das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf‘, welches mit Lokalen Koordinierungsstellen an den Oberstufenzentren Auszubildende am schulischen Lernort und Berufsfachschüler/-innen ohne Ausbildungsplatz unterstützt. Schließlich werden über die Koordinierungsstellen „Gutes Lernen im Betrieb“ Bildungsangebote für das betriebliche Ausbildungspersonal sowie Mentoringprogramme für Auszubildende in geschlechteruntypischen Berufen angeboten. Die Berufsschulen tragen durch verschiedene schulische Maßnahmen der Willkommenskultur sowie Beratung und Begleitung während der Ausbildung dafür Sorge, den Auszubildenden den Übergang zu erleichtern und sie zu erfolgreichen Abschlüssen zu führen. Der Schwerpunkt liegt auf präventiven Maßnahmen zur Vermeidung von echten Ausbildungsabbrüchen.

  • Gute Ausbildung am Lernort Betrieb gestalten und sichtbar machen

Die Attraktivität des Ausbildungsangebots wird auch durch gute Ausbildungsbedingungen in den Betrieben bestimmt. Dazu gehören z. B. Tarifverlträge mit attraktiven Ausbildungsvergütungen und Arbeitszeiten und ein lernförderndes Umfeld.

Die jährliche Auszeichnung sehr guter Ausbildungsbetriebe mit dem Brandenburgischen Ausbildungspreis wird als Marketing-Instrument für die betriebliche Berufsausbildung im Land Brandenburg fortgesetzt. Der Preis macht gute Praxis sichtbar und lädt zur Nachahmung ein.

Erfolgreiche Förderinstrumente zur Sicherung der Qualität der Ausbildung am Lernort Betrieb sollen aufrechterhalten, weiterentwickelt und verstetigt werden. Dazu zählen u. a. die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung in Handwerk und Landwirtschaft, die Verbundausbildung und die Ausbildungsnetzwerke in der Landwirtschaft sowie die Servicestellen Verbundausbildung und die Koordinierungsstellen „Gutes Lernen im Betrieb“.

Aufgrund des Wandels der Berufsbilder, sich ständig verändernder Rahmenbedingungen in der beruflichen Bildung und der Veränderung der Zielgruppe der Auszubildenden steigen die Anforderungen an die Ausbilder/-innen. Das Ausbildungspersonal in den Unternehmen muss u. a. durch Qualifizierungsangebote unterstützt werden und eine höhere Wertschätzung erfahren.

  • Zukunftsfähigkeit der Oberstufenzentren sichern

Die Zukunft der Oberstufenzentren (OSZ) wird künftig noch stärker unter Berücksichtigung digitaler Möglichkeiten gestaltet. Die während der Pandemie gesammelten Erfahrungen mit digitalen Lernangeboten und der Organisation und Umsetzung des Distanzunterrichtes werden entsprechend genutzt. Eine wichtige Grundlage hierfür ist eine angemessene und zeitgemäße Ausstattung der OSZ. Die Mittel aus dem DigitalPakt Schule haben hierzu bereits einen entscheidenden Beitrag geleistet. Die von den Schulen erarbeiteten Medienentwicklungspläne und Konzepte werden weiterentwikkelt und den aktuellen und zukünftigen Erfordernissen angepasst. Der Erwerb digitaler Kompetenzen als ein Teil der beruflichen Handlungskompetenz wird branchen- und berufsspezifisch betrachtet – zum einen hinsichtlich der Oigitalisierungsgrade und – potenziale der zu erlernenden Berufe, zum anderen hinsichtlich der bereits erworbenen digitalen Kompetenzen der Schüler/-innen bzw. Auszubildenden.

Alle OSZ im Land Brandenburg haben einen Zugang zur Schul-Cloud Brandenburg, einer datenschutzkonformen digitalen Lern- und Arbeitsumgebung. Durch die Möglichkeit der Erprobung verschiedener Nutzerszenarien kann diese an den konkreten Bedarf der beruflichen Schulen angepasst werden.

Die Schul-Cloud Brandenburg spielt eine zentrale Rolle beim Schulversuch „Distanzunterricht in der Berufsschule“, der ab Beginn des Schuljahres 2023/2024 Konzepte für einen digitalgestützten Unterricht an ausgewählten OSZ erprobt. Ziele sind vor allem die digitale und berufsfachliche Vernetzung der Schulen zur Weiterentwicklung und Stärkung der Unterrichtsqualität, die Sicherung und Stärkung der einzelnen Ausbildungsstandorte durch ein zukunftsorientiertes, digitales Beschulungskonzept und die verstärkte Vermittlung grundlegender sowie ausbildungsberufsspezifischer digitaler Kompetenzen als Bestandteil der beruflichen Handlungskompetenz.

Erklärtes Ziel ist auch künftig eine möglichst wohnort- und betriebsnahe Beschulung. Die Partner treten dafür ein, dass die Standorte der OSZ erhalten bleiben, ohne dass die Qualität leidet.

Auszubildende profitieren von gutem Unterricht in der Berufsschule. Dies wird unterstützt durch eine berufsbezogene schulübergreifende Vernetzung der OSZ, die landesweite Qualitätsstandards in der Berufsausbildung gewährleistet.

Für das Angebot von Teilzeitausbildung werden individuell die schulischen Voraussetzungen geschaffen.

Die Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und Seiteneinsteiger/innen werden kontinuierlich an die Bedarfe angepasst.

Die Partner begrüßen die Etablierung des Studiengangs Berufsschullehramt ab 2024. Alle Akteur/-innen sind aufgefordert, diesen Studiengang aktiv zu bewerben. Darüber hinaus bedarf es weiterer bedarfsorientierter Anstrengungen zur Sicherung des Personalbestands an den OSZ.

  • Mobilität und Unterbringung von Auszubildenden verbessern

In einem Flächenland wie Brandenburg ist eine leistungsfähige, zukunftsfähige und zeitgemäße Verkehrsinfrastruktur essentiell, auch zur Sicherung des Fachkräftebedarfes. Für einen effektiven Ausgleich am Ausbildungsmarkt bedarf es einer weiter auszubauenden regionalen und überregionalen Vernetzung. Die teilweise innerhalb von Brandenburg existierenden Disparitäten zwischen Nachfrage- und Angebotssituation am Ausbildungsmarkt ergänzen die Aufgabenstellung, für zukunftsweisende Mobilitätskonzepte zu sorgen.

Brandenburg ist darauf angewiesen, dass die vorwiegend kleinbetrieblichen Strukturen im ländlichen Raum von den Auszubildenden erreicht werden. Dies betrifft gleichermaßen die Erreichbarkeit des Lernortes berufliche Schule. Hier bedarf es innovativer Lösungen für die Teilnahme am Berufsschulunterricht. Insgesamt sind die Besonderheiten des ländlichen Raumes für Brandenburg stärker zu berücksichtigen (Ausbildung in der Fläche). Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses setzen sich dafür ein, Auszubildende als Zielgruppe in der Mobilitätsstrategie des Landes Brandenburg explizit zu verankern, damit deren Bedarfe systematisch in Planungsprozessen und bei der Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte Berücksichtigung finden.

Aus Sicht der Partner sind folgende Aspekte wichtig:

  • bestehende Mobilitätsangebote auswerten (z. B. Azubiticket) und geeignet ausbauen,
  • Instrumente zur Förderung von individueller Mobilität entwickeln, besonders für Regionen, in denen der ÖPNV nicht flächendeckend ausgebaut ist,
  • innovative Lösungen u. a. für vernetzte Mobilität identifizieren und bei Betrieben und Kommunen bekannt machen (Share-Lösungen in der Fläche, Shuttledienste, Mitfahr-Apps etc.),
  • Marketing und Willkommenskultur für das Ankommen und Leben von Auszubildenden in Brandenburg stärken,
  • Angebote für Azubi-Wohnen bzw. Wohnraum für Jugendliche mit Anbindung an die lokale Community bzw. regionale Kultur- und Freizeitangebote prüfen sowie die Inanspruchnahme des Bundesprogramms „Junges Wohnen“ für das Wohnen von Auszubildenden nutzen.
  • Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses prüfen, ob der Aufbau von Auszubildendenwerken (analog zu den Studierendenwerken) für Brandenburg ein sinnvoller Ansatz sein kann, um Aufgaben der wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Förderung von Auszubildenden wahrzunehmen.

Verstetigt und weiter ausgebaut werden müssen die enge Abstimmung und Verzahnung der Agenturen für Arbeit Berlin und Brandenburg und der Kammern bei der länderübergreifenden Vermittlung in Ausbildung (Beispiel für Vermittlung in Ausbildung über Landesgrenzen hinweg). Ebenfalls sollen die Aktivitäten unter dem Dach des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses noch stärker die Berliner Jugendlichen mit in den Blick nehmen.

  • Digitale Kompetenzen vermitteln und Transformationsprozesse in der dualen Ausbildung bewältigen

Mit der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft bedarf es einer kontinuierlichen Anreicherung der beruflichen Ausbildung bezogen auf Lerninhalte, Lernmethoden und Erwerb von Schlüsselqualifikationen. Im Rahmen der Förderung von überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung und Verbundausbildung sowie von beruflichen Schulen werden Zusatzqualifikationen für Auszubildende angeboten bzw. ausgebaut. Der Verbundausbildung, unterstützt auch durch die Servicestellen Verbundausbildung, kommt eine wichtige Rolle bei den Transformationsprozessen in Brandenburg zu. Darüber hinaus sind entsprechende Weiterbildungsangebote für Ausbilder/-innen sowie Lehrer/-innen weiterhin erforderlich. Insgesamt werden die technischen, methodischen und organisatorischen Voraussetzungen an den jeweiligen Lern- und Arbeitsorten einer systematischen Betrachtung unterzogen. Dabei finden neben digitalen Formaten auch Gestaltungsanforderungen an hybride Lernformen Berücksichtigung. Die derzeit in Erarbeitung befindlichen Schnittstellenfunktionen für Unternehmen und zuständige Stellen in der Schulcloud sind ein gutes Beispiel, wie Lernortkooperationen permanent intensiviert werden können.

  • Berufliche Entwicklungspotenziale bereits während der Berufsausbildung fördern

Um die Attraktivität der dualen Berufsausbildung auch für leistungsstarke, AbiturienUinnen
und Studienabbrecher/-innen zu steigern, sollen Möglichkeiten einer zielgruppengerechten
Gestaltung der Ausbildung vorgehalten werden. Diese umfassen u. a.:

  • die Anrechnung von Vorleistungen,
  • Möglichkeiten der vorzeitigen Zulassung zur Abschluss- und Gesellenprüfung,
  • eine Binnendifferenzierung des Berufsschulunterrichts,
  • Angebote zum Erwerb von Schlüsselkompetenzen und Zusatzqualifikationen,
  • Teilnahme an Leistungswettbewerben.

Die landesseitige Begleitung des BMBF-geförderten Beratungsnetzwerks Queraufstieg wird fortgeführt. Im Rahmen des Projektes werden Studienabbrecher/-innen Möglichkeiten für einen erfolgreichen Einstieg in eine passende Berufsausbildung aufgezeigt. Diese werden zur Beratung an die entsprechenden Partner (Agentur für Arbeit, Kammern etc.) weitergeleitet, die u. a. über die Anrechnung von Ausbildungszeiten informieren sowie ein Matching mit interessierten Unternehmen durchführen. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses wirken an der Vernetzung der Akteure mit und tragen zur Bekanntmachung der Beratungsangebote sowie des geplanten Webportals www.queraufstieg.de bei.

  • Begleitung der Umsetzung der Arbeitsschwerpunkte

Im Landesauschuss für Berufsbildung erfolgt unter Einbindung aller Unterzeichnenden ein kontinuierlicher Austausch zur Zielerreichung und zur Wirksamkeit der Vorhaben und Maßnahmen des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses, insbesondere im Hinblick auf die Stärkung der dualen Ausbildung im Land sowie zur Entwicklung von Verbesserungsmöglichkeiten, die dann unter Beteiligung aller Partner des Ausbildungskonsenses beraten und beschlossen werden.

Potsdam, 15. September 2023

Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg
Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie
Der Minister für Bildung, Jugend und Sport
Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
Die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz
Die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk Berlin-Brandenburg
Die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e. V.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg
Der Handwerkskammertag Land Brandenburg
Der Landesverband Freier Berufe Land Brandenburg e. V.


Erklärung der Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses zur Ausbildung in Brandenburg im Kontext der Corona-Pandemie – BGA am 18. September 2020 (PDF-Datei)

Brandenburgischer Ausbildungskonsens – Fortschreibung 2018 – 2020 (PDF-Datei)

Brandenburgischer Ausbildungskonsens – Fortschreibung 2021 – 2023 (PDF-Datei)

Brandenburgischer Ausbildungskonsens – Fortschreibung 2023 – 2025 (PDF-Datei)