Brandenburgischer Ausbildungskonsens (Fortschreibung 2021 – 2023)

Präambel

Es bleibt das Ziel aller Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses, die duale betriebliche Berufsausbildung im Land Brandenburg zu stärken. Die duale Ausbildung vermittelt Jugendlichen hochwertige berufliche Qualifikationen, ebnet ihnen den Übergang in Beschäftigung und eröffnet vielfältige berufliche Aufstiegs- und persönliche Entwicklungschancen. Sie ist auch ein sicheres Fundament für eine Arbeitswelt im digitalen Wandel. Berufliche Ausbildung sichert den Unternehmen den Fachkräftenachwuchs, der zielgerichtet für die Anforderungsniveaus der künftigen Tätigkeiten qualifiziert ist und die Entwicklungen in der Arbeitswelt meistern und aktiv mitgestalten kann. Sie trägt somit auch zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes bei.

Künftig soll zudem die Ausbildung in den Gesundheitsberufen in den Ausbildungskonsens einbezogen werden. Insbesondere in den Pflegeberufen besteht ein erheblicher Fachkräftebedarf. Sie sind wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge und sollen daher bei der Betrachtung des Ausbildungsangebotes berücksichtigt werden. Durch die Reform der Pflegeberufe wurde die Attraktivität der Ausbildung weiter erhöht. Die Ausbildung findet sowohl am Lernort Schule, als auch praktisch in Pflegeeinrichtungen statt, mit denen Ausbildungsverträge geschlossen werden. Die Ausbildung ist somit auch hier dualisiert.

Neben den Ausbildungsbetrieben und überbetrieblichen Ausbildungseinrichtungen prägen die beruflichen Schulen sowie die Schulen für Gesundheitsberufe ganz wesentlich die Qualität der dualen Ausbildung und unterstützen die Unternehmen dabei, den künftigen Fachkräftenachwuchs zu sichern.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses sehen angesichts des veränderten Bildungsverhaltens und veränderter Lebensplanungen junger Menschen die Notwendigkeit, ausdrücklich in der Öffentlichkeit für das attraktive und zukunftsfeste duale Ausbildungssystem zu werben. Mit der Ausbildungsoffensive „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“ will das Land zusammen mit den Partnern des Ausbildungskonsenses weiterhin die Ausbildungs- und Karrierechancen in Brandenburg besser sichtbar machen.

Aktuelle Herausforderungen

Während der Corona-Pandemie hat sich die duale Berufsausbildung als erstaunlich robust erwiesen. Die Unternehmen haben ihr Ausbildungsplatzangebot in beachtlichem Umfang aufrechterhalten. In der Regel konnte die Vermittlung beruflicher Handlungsfähigkeit am Lernort Betrieb fortgesetzt werden. Auch in den Einrichtungen der praktischen Ausbildung in den Gesundheitsberufen wurde der Ausbildungsbetrieb trotz erhöhter Anforderungen im Rahmen der Pandemie aufrechterhalten. Der Unterricht in den Berufsschulen sowie den Schulen für Gesundheitsberufe wurde weitgehend auf Distanzlernen umgestellt. In den Abschlussjahrgängen war mit wenigen regionalen Ausnahmen Unterricht in Präsenz möglich. Zwischen-, Abschluss- und Gesellenprüfungen konnten stattfinden, wobei teilweise die Prüfungszeiträume verlängert bzw. Richtung Jahresende verlegt wurden. Ebenso blieben überbetriebliche Bildungsstätten (ÜBS) und andere Bildungsdienstleister in Brandenburg grundsätzlich geöffnet.

Die Pandemie hat sich – wie auch in anderen Bereichen – als ein Beschleuniger der Digitalisierung erwiesen, aber auch als eine Art Brennglas für sozial bedingte ungleiche Bildungsvoraussetzungen. Benachteiligungen und Lerndefizite müssen durch bessere Ausstattung mit digitalen Lernmitteln, Nachhilfe und gezielte Prüfungsvorbereitung ausgeglichen werden. Verunsicherungen seitens der Jugendlichen wie auch der Eltern am Übergang von der Schule in den Beruf gilt es gezielt entgegenzuwirken. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses werden die Folgen der Pandemie für die duale Berufsausbildung weiter beobachten, bewerten und Handlungsbedarfe ableiten.

Die Zahl der neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträge nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO) hat sich nach Jahren des Rückgangs seit dem Jahr 2012 stabilisiert und lag seitdem jährlich bei einer Zahl von knapp unter 9.500. Das verabredete Ziel, jährlich 10.000 Ausbildungsverträge neu abzuschließen, konnte bisher nicht erreicht werden. Allerdings gab es 2019 mit insgesamt 9.702 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen einen deutlichen Aufwuchs. Ebenfalls ist die Zahl der aktuell ausbildenden Ausbildungsbetriebe bis 2019 auf gut 9.500 gestiegen sowie die Zahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsstellen auf gut 13.750. Gleichzeitig konnten mehr Jugendliche für eine betriebliche Ausbildung gewonnen werden. An diese Teilerfolge gilt es weiter anzuknüpfen.

Im Bereich der Gesundheitsberufe gab es ebenso einen Zuwachs an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. So stieg die Zahl von 1.790 im Jahr 2012 auf 2.356 im Jahr 2019. Der Schwerpunkt liegt hier bei den Ausbildungsberufen in der Pflege, welche in etwa vier Fünftel der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den Gesundheitsberufen ausmachen.

Dabei stieg gleichzeitig die Anzahl unversorgt gebliebener Jugendlicher und die Anzahl unbesetzter Stellen. Für das Ausbildungsjahr 2020 wurden den Arbeitsagenturen 13.368 betriebliche Ausbildungsplätze gemeldet, 2.096 Stellen wurden in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit am 30.09.2020 als unbesetzt ausgewiesen. 9.339 betriebliche Ausbildungsverträge kamen mit Stichtag 31.12.2020 nach Meldung der zuständigen Stellen zustande. Setzt man die Zahl mit den der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten betrieblichen Stellenangeboten ins Verhältnis, konnten 4.029 Stellen und damit 30 % der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden.

Ziele

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses halten auch in den kommenden Jahren an folgenden Zielen fest,

  • alle angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze zu besetzen,
  • jeder Ausbildungsbewerberin und jedem Ausbildungsbewerber mindestens ein Ausbildungsangebot zu unterbreiten und
  • die berufliche Handlungsfähigkeit (erfolgreicher Prüfungsabschluss und anschließend erfolgreicher Einstieg in die Beschäftigung) aller Auszubildenden sicher zu stellen und weiter zu entwickeln.

Darüber hinaus

  • müssen die technischen Voraussetzungen an den jeweiligen Lern- und Arbeitsorten in der Ausbildung einer systematischeren Betrachtung unterzogen werden,
  • bedarf die fortschreitende Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft einer Anreicherung der beruflichen Ausbildung bezogen auf Lerninhalte, Lernmethoden und Erwerb von Schlüsselqualifikationen,
  • muss die duale Ausbildung auch auf weitere Umbrüche der Arbeitswelt reagieren können sowie die Transformationsprozesse aktiv mitgestalten und
  • muss die Attraktivität und Qualität der Ausbildung stetig gesteigert werden.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses halten ferner daran fest, den Zielwert von jährlich 10.000 neu abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträgen im Bereich BBiG/ HwO zu erreichen.

Zudem unterstützt der Ausbildungskonsens die Umsetzung der 2020 gestarteten generalistischen Pflegeausbildung. Mit der Neugestaltung der Pflegeberufe soll die Ausbildung vielfältiger und damit attraktiver werden, um auch in diesem Bereich mehr Auszubildende zu gewinnen.

Ein möglichst nahtloser Übergang junger Menschen von der Schule in die berufliche Bildung ist das Ziel aller Partner. Die Jugendberufsagenturen und vergleichbare regionale Kooperationsbündnisse mit zugelassenen kommunalen Trägern bieten dabei eine bewährte Kooperationsstruktur am Übergang von der Schule in den Beruf. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses unterstützen die Arbeit mit den Zielgruppen vor Ort und verbreiten Beispiele guter Praxis. In der Landesstrategie Berufliche Orientierung vereinbaren sich die Partner im Land zu einem gemeinsamen Vorgehen bei der Orientierung und Beratung auch am Übergang.

Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses bekennen sich zur Nutzung aller Fachkräftenachwuchspotenziale. Jugendliche mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und Interessen sollen für eine berufliche Zukunft in Brandenburg gewonnen werden. Dazu zählen Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund ebenso wie Menschen mit Brüchen in der Biographie, die erst auf Umwegen den Weg in die Ausbildung finden. Diesen unterschiedlichen Lebensrealitäten ist künftig stärker Rechnung zu tragen, indem Betriebe für die Potenziale aufgeschlossen und bei der Gewinnung von Auszubildenden bis zum Abschluss der Ausbildung bedarfsbezogen begleitet werden.

Für die jeweiligen Zielgruppen ist Folgendes zu beachten:

Inklusion beinhaltet u.a. die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben. Um den Menschen diese Teilhabe zu ermöglichen, braucht es zielgruppenspezifische Angebote. Behinderte junge Menschen sollen die gleichen Bildungschancen haben wie nichtbehinderte junge Menschen. Dazu gehört, dass ihnen entsprechende Wahlangebote zur Verfügung stehen. Jungen Menschen mit Behinderungen und deren Ausbildungsbetriebe sollen auf dem Weg zu einem betrieblichen Ausbildungsabschluss entsprechend ihres individuellen Bedarfs unterstützt und begleitet werden. Alle dabei notwendigen Akteure (Agenturen für Arbeit, Integrationsamt, Kammern) unterstützen die jungen Menschen mit Behinderungen und deren Ausbildungsbetriebe beim Erreichen dieses Ziels. Ebenfalls sollen für die Berufsschulen die notwendigen materiellen und personellen Voraussetzungen für eine inklusive schulische Berufsausbildung gewährleistet sein. Entsprechende Angebote für die Lehrer/-innen müssen Standardelement in der Lehrerausbildung und Weiterbildung sein.

Auch Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund sind weiterhin ein wichtiges Potenzial für die Fachkräftenachwuchssicherung in Brandenburg. Eine abgeschlossene Berufsausbildung kann dabei auch ein erster wichtiger Grundstein in den Integrationsprozess sein. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses stellen deshalb für diese Zielgruppe die Angebotsstruktur an Fördermöglichkeiten zugänglich und transparent dar und entwickeln ein möglichst passgenaues Angebot für den Einstieg in eine Berufsausbildung. Hierzu zählt der Erwerb von berufsbezogenen Deutschkenntnissen, die Aneignung von beruflichen Erfahrungen im Rahmen von Praktika bzw. der Einstiegsqualifizierung und die Unterstützung in Rechtsfragen. Insbesondere bei der Gewinnung von Auszubildenden mit Fluchterfahrung sind ein kontinuierlicher Austausch sowie eine enge Zusammenarbeit mit überbetrieblichen Beratungs- und Unterstützungsstrukturen hilfreich und notwendig. Die KAUSA-Landesstelle Brandenburg berät Jugendliche und Eltern mit Flucht- oder Migrationshintergrund zum deutschen Ausbildungssystem und unterstützt die Einmündung in eine Ausbildung in Brandenburg. Dabei erhalten auch Betriebe Beratung und Unterstützung, die Jugendliche mit Flucht-oder Migrationshintergrund ausbilden wollen. Weitere Angebote zur Integration in Beschäftigung hält die Betriebliche Begleitagentur bea-Brandenburg bereit.  

Im Bereich der Pflege ist die Unterstützung von Menschen, welche sich auch in einem späteren Lebensabschnitt für eine Ausbildung entscheiden, von besonderer Bedeutung. Die Sicherung des Lebensunterhaltes durch ein angemessenes Entgelt sowie eine gute Kooperation zwischen allen an der Ausbildung Beteiligten ist entscheidend für deren erfolgreichen Abschluss.

Insgesamt sollen erfolgreiche Fördermaßnahmen zur Sicherung der Qualität der Ausbildung aufrechterhalten und verstetigt werden. Dazu zählen u.a. die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, die überbetriebliche Ausbildung und die Ausbildungsnetzwerke in der Landwirtschaft sowie die Verbundausbildung und die Angebote für Ausbilder/-innen in Form von „Gutes Lernen im Betrieb“, auch als Plattform für den Erfahrungsaustausch. Im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung trägt beispielsweise eine jährliche Fortbildungsverpflichtung für die Praxisanleitenden zur Qualität der Ausbildung bei.

Die Betriebe entscheiden über die Attraktivität ihres Ausbildungsplatzangebotes, u. a. durch eine angemessene Ausbildungsvergütung und gute Ausbildungsrahmenbedingungen.

Die jährliche Auszeichnung sehr guter Ausbildungsbetriebe mit dem Brandenburgischen Ausbildungspreis wird als Marketing-Instrument für die duale Berufsausbildung im Land Brandenburg fortgesetzt, ebenso wie die Ausbildungskampagne „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“

Die Partner setzen sich weiterhin für die Stabilität von Ausbildungsverhältnissen ein. Dabei wird anerkannt, dass die vorzeitige Lösung von Ausbildungsverhältnissen auch einen erfolgreichen Wechsel in einen anderen Ausbildungsberuf oder -betrieb bedeuten kann. Wichtig ist vielmehr die Vermeidung von echten Ausbildungsabbrüchen. Dem wollen die Partner sowohl durch präventive wie auch begleitende Maßnahmen entgegenwirken, damit kein Jugendlicher auf dem Weg in den Beruf verloren geht. Dazu dienen Unterstützungsangebote vor und während der Ausbildung, die die Passung zwischen Betrieb und Jugendlichen sichern und beiden dabei helfen, die Ausbildung erfolgreich zu Ende zu führen, wie u.a. die Einstiegsqualifizierung (EQ) und die Assistierte Ausbildung (AsA) der Bundesagentur für Arbeit sowie das Landesprogramm „Assistierte Ausbildung Brandenburg“ (AsA BB).

Arbeitsschwerpunkte

Zur Zielerreichung setzen sich die Partner folgende Arbeitsschwerpunkte:

  • Perspektiven von Jugendlichen und Eltern berücksichtigen

Bei der Bewerbung von Ausbildungsplatzangeboten soll künftig die Perspektive der Jugendlichen und der Eltern stärker berücksichtigt werden:

Was führt dazu, dass Jugendliche sich für oder gegen eine Ausbildung in Brandenburg entscheiden? Was motiviert junge Menschen, in Brandenburg zu bleiben oder beispielsweise aus Berlin nach Brandenburg zu kommen? Wie können gerade auch leistungsstarke Jugendliche für eine Ausbildung in Brandenburg begeistert werden?

Die Gründe für eine Ausbildungsaufnahme sollen bei den Jugendlichen selbst erfragt werden, beispielsweise im Rahmen des Ausbildungsreports der DGB-Jugend. Auch sollen künftig stärker die Anliegen der Interessenvertretungen der Auszubildenden, hier der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) an die Partner des Ausbildungskonsenses transportiert werden. Die Perspektive der Eltern soll über die Elternarbeit des Vereins Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg e.V. sowie durch die KAUSA-Landesstelle Brandenburg eingebracht werden. Die Maßnahmen des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses wie auch die Angebote der Wirtschaft können somit besser an den Bedarfen der Zielgruppe ausgerichtet bzw. zielgruppengerechter vermittelt werden.

  • Berufliche Orientierung 

Die „Landesstrategie zur Beruflichen Orientierung“ wird als Fortschreibung der „Landesstrategie zur Berufs- und Studienorientierung“ nach ihrer Veröffentlichung unter Beteiligung aller Partner konsequent umgesetzt. Berufswahlpass, Potenzialanalyse, Schülerbetriebspraktikum, Praxislernen in Betrieben und Werkstätten sowie die Zusammenarbeit zwischen allgemeinbildenden Schulen, berufsbildenden Schulen und den Berufsberaterinnen und -beratern der Agenturen für Arbeit sind wichtige Instrumente und Erfolgsfaktoren für eine systematische berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schüler.

Praxisnahe Berufsorientierungsangebote wie Schülerbetriebspraktika oder das Praxislernen stellen besonders geeignete Gelegenheiten für junge Menschen dar, Berufe und betriebliche Abläufe kennenzulernen. Kooperationen von Schule und Wirtschaft können dazu beitragen, die Zahl der Praktikumsplätze in den Betrieben und die Qualität der betrieblichen Praktika zu erhöhen. Praktikantinnen und Praktikanten sollen fachlich und pädagogisch begleitet werden. Betriebe können Praktika zum Aushängeschild für die betriebliche Berufsausbildung entwickeln.

Die in der Pandemie entwickelten Online-Formate der Berufsorientierung und Berufsberatung sollen im Sinne einer zeitgemäßen Ansprache der Zielgruppe weiterentwickelt und als zusätzliche Instrumente langfristig etabliert werden.

Bewährte Begleitung und Unterstützung in der beruflichen Orientierung bieten der Verein Netzwerk Zukunft. Schule und Wirtschaft für Brandenburg e.V. und die regionalen Arbeitskreise SCHULEWIRTSCHAFT. Die Partner werden ihre Arbeit in diesem Handlungsfeld intensivieren, um die Entscheidung junger Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium mit ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten in Einklang zu bringen und die Zahl der Schul-, Ausbildungs- und Studienabbrecher zu senken. Die Partner halten insbesondere an dem Ziel fest, mehr junge Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen.

Die Partner wollen mit Unterstützung der schulischen Akteure insbesondere in der gymnasialen Oberstufe Schülerinnen und Schüler und deren Eltern für die Möglichkeiten und anschließenden Berufsperspektiven nach einer dualen Berufsausbildung oder nach einem dualen Studium aufschließen.

  • Zukunftsfähigkeit der beruflichen Schulen

Die Zukunft der beruflichen Schulen wird künftig noch stärker unter Berücksichtigung digitaler Möglichkeiten gestaltet. Die beruflichen Schulen werden dabei ihre Erfahrungen mit digitalen Lernangeboten und der Organisation und Umsetzung des Distanzunterrichtes einbringen, die sie während der Pandemie sammeln konnten. Es werden auch Synergieeffekte hinsichtlich der Erreichbarkeit der Lernorte ausgelotet. Eine wichtige Grundlage hierfür ist eine angemessene und zeitgemäße Ausstattung der Oberstufenzentren (OSZ). Ein entscheidender Schritt auf diesem Weg sind Mittel aus dem „DigitalPakt Schule“ – 15 Mio. Euro davon nur für OSZ sowie weitere Mittel für die Schulen für Gesundheitsberufe. Die bereits erarbeiteten Medienentwicklungspläne und Konzepte müssen weiter qualifiziert werden, um auch zukünftig „Schritt halten“ zu können.

Das erklärte Ziel ist der Erhalt eines flächendeckenden Netzwerks für die berufliche Bildung und für eine möglichst wohnort- und betriebsnahe Beschulung. Die Partner treten entsprechend dafür ein, dass die Standorte der OSZ erhalten bleiben.

Eine gute Ausbildung braucht guten Unterricht – gut qualifizierte Lehrkräfte machen guten Unterricht. Damit das so bleibt, werden Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte und Seiteneinsteiger/-innen berufsschulspezifisch weiterentwickelt und ausgebaut. Darüber hinaus wird eine eigenständige Berufsschullehrerausbildung im Land Brandenburg dringend benötigt.

Für die pädagogische Qualifikation der Lehrkräfte in den Gesundheitsberufen wurde im Land Brandenburg der Studiengang „Berufspädagogik für Gesundheitsberufe“ an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg etabliert.

  • Mobilität und Unterbringung von Auszubildenden

In einem Flächenland wie Brandenburg ist eine leistungsfähige, zukunftsfähige und zeitgemäße Verkehrsinfrastruktur essentiell. Der Fachkräftebedarf in Brandenburg dauert an. (Neu)Ansiedlungen von starken Wirtschaftsunternehmen verstärken diese Entwicklung. Der effektive Ausgleich am Ausbildungsmarkt bedarf einer weiter auszubauenden regionalen und überregionalen Vernetzung. Die teilweise innerhalb von Brandenburg existierenden Disparitäten zwischen Nachfrage- und Angebotssituation am Ausbildungsmarkt ergänzen die Aufgabenstellung, für zukunftsweisende Mobilitätskonzepte zu sorgen.

Auch das Handwerk ist darauf angewiesen, dass die vorwiegend kleinbetrieblichen Strukturen von den Auszubildenden erreicht werden. Dies betrifft auch die Erreichbarkeit der Lernortes OSZ. Hier bedarf es innovativer Lösungen für die Teilnahme am Berufsschulunterricht. Insgesamt sind die Besonderheiten des ländlichen Raumes für Brandenburg stärker zu berücksichtigen (Ausbildung in der Fläche).

Wegen der hohen Bedeutung für die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Brandenburg sollte Mobilität als prioritäres Thema des Landes verankert und kontinuierlich vorangetrieben werden, beispielsweise durch entsprechende Fachveranstaltungen mit dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg (MIL).

Aus Sicht der Partner sind folgende Aspekte wichtig:

  • Bestehende Mobilitätsangebote auswerten (z.B. Azubiticket) und geeignet ausbauen
  • Innovative Lösungen identifizieren und bei Betrieben und Kommunen bekannt machen (Share-Lösungen in der Fläche, Shuttledienste, Mitfahr-Apps etc.)
  • Ergänzende Förderung der individuellen Mobilität prüfen, wo das Azubiticket sowie andere Lösungen nicht greifen
  • Marketing und Willkommenskultur für das Ankommen und Leben von Auszubildenden in Brandenburg stärken
  • Angebote für Azubi-Wohnen bzw. Wohnraum für Jugendliche mit Anbindung an die lokale Community bzw. regionale Kultur- und Freizeitangebote prüfen
  • Ausbildungscampus-Angebote entwickeln
  • Digitale Modelle für das Lernen über Distanz im Betrieb und an den Berufsschulen/OSZ weiterentwickeln.

Verstetigt und weiter ausgebaut werden sollten die enge Abstimmung und Verzahnung der Agenturen für Arbeit Berlin und Brandenburg und der Kammern bei der länderübergreifenden Vermittlung in Ausbildung (Beispiel für Vermittlung in Ausbildung über Landesgrenzen hinweg). Ebenfalls sollen die Aktivitäten unter dem Dach des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses noch stärker die Berliner Jugendlichen mit in den Blick nehmen.

  • Digitale Kompetenzen und Transformationsprozesse in der dualen Ausbildung

Mit der weiter fortschreitenden Digitalisierung und Transformation der Wirtschaft bedarf es einer kontinuierlichen Anreicherung der beruflichen Ausbildung bezogen auf Lerninhalte, Lernmethoden und Erwerb von Schlüsselqualifikationen. Im Rahmen der Förderung von überbetrieblicher Lehrlingsunterweisung und Verbundausbildung sowie von beruflichen Schulen werden Zusatzqualifikationen für Auszubildende angeboten bzw. ausgebaut. Der Verbundausbildung, unterstützt auch durch die Servicestellen Verbundausbildung, kommt eine wichtige Rolle bei den Transformationsprozessen in Brandenburg zu. Darüber hinaus sind entsprechende Weiterbildungsangebote für Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Lehrerinnen und Lehrer erforderlich. Insgesamt werden die technischen, methodischen und organisatorischen Voraussetzungen an den jeweiligen Lern- und Arbeitsorten einer systematischen Betrachtung unterzogen. Dabei finden neben digitalen Formaten auch Gestaltungsanforderungen an hybride Lernformen Berücksichtigung. Es wird geprüft, ob Schnittstellenfunktionen beispielsweise der Schulcloud genutzt werden können, um Lernortkooperationen zu erleichtern.

Im Bereich der neuen Pflegeausbildung wird durch Projekte aus Landes- und Bundesmitteln Unterstützung bei der Gestaltung der schuleigenen digitalen Curricula geleistet sowie über eine digitale Plattform die Vernetzung der Pflegeschulen mit den Trägern der praktischen Ausbildung unterstützt.

  • Gewinnung von Studienabbrecher/-innen für die duale Berufsausbildung

Mit dem Aufbau des Beratungsnetzwerks Queraufstieg wird eine vernetzte Beratung zum Thema Studienabbruch in Brandenburg implementiert. Die Förderung des BMBF wird landesseitig begleitet. Im Rahmen des Projektes sollen Studienabbrecher/-innen Möglichkeiten für einen erfolgreichen Einstieg in eine passende Berufsausbildung aufgezeigt werden. Diese werden zur Beratung an die entsprechenden Partner (Agentur für Arbeit, Kammern etc.) weitergeleitet, die u.a. über die Anrechnung von Ausbildungszeiten informieren sowie ein Matching mit interessierten Unternehmen durchführen. Die Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses wirken an der Vernetzung der Akteure mit und tragen zur Bekanntmachung der Beratungsangebote sowie des geplanten Webportals www.queraufstieg.de bei.

  • Begleitung der Umsetzung der Arbeitsschwerpunkte

Im Landesauschuss für Berufsbildung (LAB) erfolgt unter Einbindung aller Unterzeichnenden ein jährlicher Im Landesauschuss für Berufsbildung (LAB) erfolgt unter Einbindung aller Unterzeichnenden ein jährlicher Austausch zur Zielerreichung und zur Wirksamkeit der Vorhaben und Maßnahmen des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses, insbesondere im Hinblick auf die Stärkung der dualen Ausbildung im Land sowie zur Entwicklung von Verbesserungsmöglichkeiten, die dann unter Beteiligung aller Partner des Ausbildungskonsenses beraten und beschlossen werden.

Potsdam, 15. September 2023

Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg
Der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie
Der Minister für Bildung, Jugend und Sport
Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz
Die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz
Die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk Berlin-Brandenburg
Die Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e. V.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg
Der Handwerkskammertag Land Brandenburg
Der Landesverband Freier Berufe Land Brandenburg e. V.


Erklärung der Partner des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses zur Ausbildung in Brandenburg im Kontext der Corona-Pandemie – BGA am 18. September 2020 (PDF-Datei)

Brandenburgischer Ausbildungskonsens – Fortschreibung 2018 – 2020 (PDF-Datei)

Brandenburgischer Ausbildungskonsens – Fortschreibung 2021 – 2023 (PDF-Datei)